Bienenhintern an Zungenspitze


Schäferhündin Hanna vor dem Bienenstich
und mit normaler Zunge
Was hat das Viech für eine Riesenzunge. Hanna bekommt ihr Maul gar nicht mehr zu, so dick ist ihre Zunge angeschwollen. Die gleicht einer rosafarbenen Luftmatratze, die auf einem knallroten, ausgestopften Kissen trohnt. Hannas Zähne sind darunter vollkommen verschwunden. Mit ihrer Pfote versucht sie immer wieder, sich dieses seltsame Teil in ihrem Mund rauszureiben. Dass es angewachsen ist, versteht sie nicht.

Als ich bei meiner Morgenrunde die beiden Hundedamen begrüßt habe, war Hannas Zunge noch vollkommen normal. Bei der Mittagsgassirunde löste Alessandro dann Alarm aus.

"Heiliger Himmel, wie das aussieht."
Bienen- oder Wespenalergie. Da bin ich mir sicher. Ob ich ihr eins von meinen Antihistaminen geben soll?
Alessandro befindet, dass dazu jetzt keine Zeit sei und schnell gehandelt werden müsse. "Ruf Schorschi an und bring sie zum Tierarzt", lautet seine Entscheidung. Auf meiner Stirn muss so etwas wie "freiwillige Krankenschwester" stehen. Das war schon immer so. Als sich mein Bruder die Lippe fast abgebissen hatte, hieß es auch "Lauf mit ihm zum Dr. Hutzel". Der Herr Dr. Hutzel hat mich dann aber doch nicht assistieren lassen, obwohl ich das absolut faszinierend gefunden hätte. Damals muss ich so um die 10 Jahre jung gewesen sein.

Schorschi anzurufen, um ihn um seine "Taxi-Dienste" zu bitten, gestaltet sich nicht so einfach. Unser Telefon funktioniert bestens - zumindest dann, wenn es keiner braucht. Jetzt ist es mal wieder ohne Empfang. Da stehe ich und drehe mal wieder an der Antenne herum. Das ändert nicht wirklich etwas. Also schnappe ich das Telefon und laufe mit ihm durch den Wald. Da zwischen den Bäumen verirren sich die Wellen wunderbar und mit etwas Glück finden wir nach ein paar Minuten sogar eine Empfangsstelle.

Erst in der Praxis der Tierärztin entdecke ich unter einem Wasserfall von Hundespeichel an der Spitze der völlig entstellten Hundezunge den Hintern einer Biene. Hanna sitzt brav neben mir und lässt meine Untersuchungen an sich völlig ruhig ergehen. Aus allen Ecken bellen die im Tierkrankenhaus einquartierten Hunde. Nur Hanna, die bellt nicht. Vielleicht lässt ihr Zungenklotz das auch gar nicht zu. Wir sitzen da und warten, bis wir an der Reihe sind, Hanna mit dem Bienenhintern an der Zungenspitze und ich mit einem von ihr völlig zugespeichelten Arm.

Dann kommt die Frau dotora. In aller Ruhe hört sie sich meine Diagnose an. Ich öffne Hannas Maul und sie zieht den Bienenhintern samt Stachel raus. Scheint eine einheimische Biene zu sein und keine der eingeschleppten europäischen. Dann gibt es eine Spritze. Das geht so schnell, dass Hanna gar keine Zeit zum heulen hat, wie sie das sonst bei Spritzen tut, wenn sie diese auch nur zu Gesicht bekommt. Entlassen werden wir danach trotzdem nicht. Wir müssen warten, um zu sehen, ob die Schwellung nachlässt. Hanna sabbert mich weiter mit ihrem Speichel zu. Irgendwann dürfen wir doch die Heimfahrt antreten, mit Rescue-Globuli im Gepäck. Da bin ich schon völlig zugesabbert, bedeckt Hannas Speichel schon so ziemlich alles an mir. Immerhin scheint die Zunge abzuschwellen. Ihr Abendbrot schlabbert sie jedenfalls schon problemlos in sich hinein.

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